Umweltfreundliche Mobilität mit dem Rad: Umparken im Kopf erforderlich

Vortrag am 26. April 2024 ´ Die neue Fahrradkultur am Beispiel der Niederlande ´

Bei seinem Vortrag am 26. April 2024 ´ Die neue Fahrradkultur am Beispiel der Niederlande ´ machte Referent Thomas Gotthardt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Göppingen am Beispiel unseres Nachbarlandes deutlich, mit welchen Maßnahmen wir die Situation für Radfahrende auch hierzulande erheblich verbessern können. Ein Umparken im Kopf Richtung umwelt-freundliche Mobilität sei notwendig. 

Zunächst ging Herr Gotthardt auf die Motivation von Fahrradfahrenden ein. Während in Deutschland häufig Umweltfreundlichkeit, gesundheitliche und preisliche Aspekte als Hauptgründe genannt würden, gäben Radfahrer in dänischen und niederländischen Städten an, Radfahren sei schneller, einfacher und bequemer. Eine Typologie der Radfahrenden besage, dass nur ca.6 % aus Begeisterung und Überzeugung zum Rad griffen, ca. 60 % seien interessiert, aber besorgt, für 33 % käme Radfahren auf keinen Fall in Frage. Es gelte, die 60% für eine regelmäßige Radnutzung zu gewinnen. Aufgabe sei es, eine der jeweiligen Stadt angepasste Vision für einen Radverkehrsanteil von bis zu 60% zu entwickeln. Vision auch deshalb, weil Städte wie Amsterdam in den 1970er Jahren noch im Autoverkehr erstickt seien, aber heute dieses Ziel weitgehend erreicht hätten. Ein guter Gradmesser sei die Zahl der Radabstellplätze an Bahnhöfen. 2019 habe es am Hauptbahnhof Amsterdam ca. 25000 Radabstellplätze gegeben, am Stuttgarter Hauptbahnhof ca. 100.

Eine moderne Mobilitätsplanung kümmere sich zuerst um Wege für den Fußverkehr, dann den Radverkehr und zuletzt für den Autoverkehr. Ideal seien getrennte Bereiche zur Erhöhung der Sicherheit. Radwege seien rot einzufärben und dürften nicht direkt an parkenden Autos vorbeiführen. Hier bestehe Gefahr beim plötzlichen Öffnen von Türen ( Dooring ). Besondere Aufmerksamkeit müsse Kreuzungsbereichen gewidmet werden. Kreisverkehre seien 5x sicherer als Kreuzungen, Bordsteinkannten seien abzusenken.

Ein heißes Eisen griff der Referent beim Thema Parken in Innenstädten auf. Er vertrat die Ansicht, dass der Handel die Bedeutung von Parkplätzen oft überschätze. Er gestand ein, dass Onlinehandel und Verbraucherparks auf der grünen Wiese Einzelhändlern Probleme bereiteten. Mit Hinblick auf das heutige Shoppen, das oft auch Freunde treffen, Kaffee trinken und Essen gehen impliziere, müssten der Einzelhandel und Innenstädte an ihrer Attraktivität und Aufenthaltsqualität arbeiten. Die Nutzung des Stadtraums als Parkplatz sei ein fundamentales Missverständnis. 

Eine Arbeitsgruppe bei FairWandel Sigmaringen möchte Schritte zur Fahrradstadt Sigmaringen voranbringen.